Mein Erstes Jahr
Es ist nun über ein Jahr her, dass ich in meine Rolle als Kellermeister im Weingut eingestiegen bin und die meisten Aufgaben meines Vaters übernommen habe. Über ein Jahr voller spannender Begegnungen, arbeitsreicher Tage und zwei Traubenlesen im Angesicht eines schwierigen Klimas.
Die erste eigene Traubenlese gilt immer als die schwerste. Mit den Ernten der Jahre 2021 und 2022 folgten jedoch direkt zwei große Herausforderungen. Selbst erfahrene Winzer im Geschäft wie Ernst-Josef und Werner sprechen davon, dass sie so etwas lange nicht mehr erlebt haben, eine wahre Feuertaufe für mich. Besonders in solchen Momenten ist es enorm wertvoll, auf den Erfahrungsschatz beider zurückgreifen zu können. Auch wenn kein Jahrgang dem Anderen gleicht, so hilft einem die Erfahrung, die Bedingungen zu deuten und mit diesen umzugehen. Und so bin ich sehr dankbar, für die zusammen 100 Jahre Erfahrung an meiner Seite.
Neben den Wetterkapriolen ist auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung seit Anfang des Jahres 2022 ein großes Thema. Regelrecht explodierende Energiepreise schlagen an verschiedenen Stellen zu Buche. Am eindringlichsten merkt man es an der Zapfsäule. Da kann einem beim Anblick der Preisanzeige beim Tanken des Traktors oder des Transporters (keine Sorge, wir werden trotzdem ganz normal zur Adventszeit ausliefern) schon mal schwindelig werden. Die Energiepreise sind aber nicht nur an der Zapfsäule sichtbar, sondern zum Beispiel auch bei den Preisen für Flaschen. Umso wichtiger ist nachhaltiges Handeln, indem wir unsere Flaschen nach dem Genuss zurücknehmen, spülen und wiederverwenden. Ein Stück Mehrwert für uns und die Natur.
Natürlich fiebert man immer dem Abschluss eines Jahrgangs entgegen, wenn der Wein seine Reife abgeschlossen hat und man das finale Produkt eines vollen Jahres Arbeit in der Flasche hält.
Aber das Jahr eines Winzers besteht nicht nur aus der Weinlese und Herausforderungen, sondern auch aus vielen Begegnungen mit Menschen. Menschen wie Ihnen, die sich für unsere Arbeit interessieren, sie Wertschätzen und sich an der daraus resultierenden Qualität unserer Weine erfreuen.
Besonders freut mich die Treue Ihrerseits und das Vertrauen darin, dass ich das Qualitätsniveau der Weine, welches Ernst-Josef und Werner erreicht haben, nun mit Werner gemeinsam fortsetzen kann!
2021 Der Jahrgang
Im Angesicht der widrigen Wetterbedingungen des Sommers 2021, kündigte sich eine schwierige Weinlese an. Der viele Regen, die wenigen Sonnenstunden und die kühlen Temperaturen, die wir schon fast nicht mehr gewöhnt waren, haben uns zu einer sehr späten und selektiven Ernte gezwungen.
Die kühlen Temperaturen und die damit späte Reife der Trauben haben zu einem langen Erhalt der natürlichen Säure in den Trauben geführt. Diese zog sich im Most bis in den Keller fort. Mit der Reife zum Wein hat sich diese hervorragend eingegliedert.
Im Gesamtbild zeigt sich der Jahrgang mit hohen Extrakten und einer feinen Säurestruktur, vor allem bei den Rieslingen. Beides sind beste Voraussetzungen für eine langanhaltende Lebendigkeit und ein frisches Trinkerlebnis. Die auf dem Papier hoch erscheinenden Säurewerten werden vom Extrakt wunderbar gepuffert und kommen geschmacklich deutlich abgerundeter am Gaumen an, als es die Werte vermuten lassen. Bedingt durch die vergleichsweise geringen Mostgewichte glänzen die Prädikatsweine mit einem niedrigen Alkoholgehalt bei gleichzeitig vollem Geschmack und Komplexität.
Unsere Arbeit im Weinberg und im Keller hat sich gelohnt. Bei der Wein- und Sektprämierung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz haben 14 der 15 von uns angestellten Weine die höchste Prämierung, die Goldene Kammerpreismünze erhalten. So lässt sich über die Silbermedaille für den 15ten Wein hinwegsehen.
Bei der Jahresauswahlprobe des Mosel e.V. haben wir mit dem Riesling Hochgewächs trocken den ersten Platz erreicht und auch mit den anderen Weinen sehr gut abgeschnitten.
Zudem versuchten wir in diesem Jahrgang, wieder eine Rarität in den Keller zu bringen, den Eiswein. Dieses Prädikat erfordert, dass die Trauben im gefrorenen Zustand gekeltert werden müssen. Mit -6 Grad Nachttemperatur reichte es dieses Jahr leider nicht für die Bezeichnung Eiswein, da die Trauben beim Keltern nicht mehr vollständig gefroren waren. Ein guter Wein mit eigener Stilistik ist trotzdem rausgekommen. Zu finden unter Weinnummer 2129 in der Preisliste.
2022 Das Jahr für den Wein
Der Jahrgang 2022 kündigte sich ebenso bereits im Sommer als sehr fordernd an. Diesmal schlug das Wetter in das Gegenteil um. Die andauernde Hitze und die ausbleibenden Niederschläge machten die Moselregion zu einer der trockensten Ecken Deutschlands. Vor allem unsere jungen Weinberge und die Neupflanzungen des Frühjahr, die noch nicht über ein ausgeprägtes Wurzelsystem verfügen, kamen schnell in Wassernöte. Wir haben rasch in den frisch gepflanzten Weinbergen unsere bestehende Bewässerung erweitert, um dem Entgegensteuern zu können. Die absolute Notwendigkeit zeigte sich später in unbewässerten Neupflanzungen, die den Sommer nicht überstanden haben und wieder gerodet werden müssen.
Nach dem trockenen und heißen Sommer mit nur 100 Liter Niederschlag von April bis Ende August, war der Zuckergehalt in den Trauben sehr früh stark gestiegen und man spekulierte schon auf einen herrlichen Jahrgang für Auslesen und vollmundige liebliche Weine.
Doch der September brachte so viel Regen mit sich, wie es ihn über die Sommermonate in Summe gab. Die Wassermenge fand ihren Weg über die durstigen Reben direkt bis in die Trauben, was zu einer vorübergehenden Verwässerung führte und die Weinlese später in den Herbst verschob als ursprünglich gedacht. Am 21. September fiel dann endlich der Startschuss zur Ernte, für uns immer noch ein sehr früher Termin.
Diese besonderen Klimabedingungen zwangen uns wieder zum schnellen Agieren, um in jedem Weinberg mit seinem eigenen Mikroklima den optimalen Zeitpunkt der Lese abzupassen. Bis zu drei Lesegänge pro Weinberg brauchte es für die richtige Selektion der Trauben.
Am Ende blieben die im Sommer erhofften Erträge für Auslesen gering, dafür kündigten sich viele Kabinette und Spätlesen an.
2022 Riesling Auktion
Dieses Jahr fand die Riesling Auktion des Bernkasteler Rings am 17. September 2022 statt. Die bei der Auktion erzielten Preise sind im Anschluss für den weiteren Verkauf bindend. Dieses Jahr kam nur ein Wein zur Versteigerung, unsere Auslese*** aus dem Graacher Domprobst. Dabei konnten wir für den Wein, der von der Landwirtschaftskammer mit 5 von 5 Punkten bewertet wurde, folgende Preise erzielen:
2126VH 2021 Graacher Domprobst Riesling Auslese *** 0,375l 37 €
2126V 2021 Graacher Domprobst Riesling Auslese *** 0,75l 66 €
Ein knapper Restbestand steht noch zum Verkauf.
Schauen Sie doch in der Schatzkammer unseres Onlineshops vorbei, dort finden Sie auch andere Raritäten.
Weitere Informationen: www.bernkasteler-ring.de