Weinbau Landwirtschaft - Handwerk - Kunst
Die Traubenlese ist die Krönung einer jeden Vegetationsperiode und gleichzeitig die wahrscheinlich arbeitsreichste und intensivste Phase in der Weinherstellung. Eine Zeit, in der die Familie noch weiter zusammenrückt und jeder eine Funktion im großen Getriebe des Weingutes hat.
Die Phase beginnt mit der Terminierung des Lesestarts. Beginnt man zu früh, sind die Trauben noch nicht reif und lassen an Aromatik vermissen. Wartet man zu lange, kann die beginnende Fäulnis die Ernte schnell dezimieren.
Gleichzeitig muss die Entscheidung frühzeitig getroffen werden, damit alle rechtzeitig Bescheid wissen, um eventuell Urlaub zu nehmen und anzureisen.
Die intensive Phase der Traubenlese beginnt für uns mit der Handlese,welche wir bei allen unseren Rieslingen, Weißburgundern und Spätburgunderen durchführen. Dies erlaubt es uns, immer akribisch sortiert und selektioniert zu lesen, getreu dem Motto “die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen”.
In den 4 Wochen der Lesezeit muss viel taktiert werden, denn jeder unserer Weinberge entwickelt und reift individuell. Erst am Abend vorher wird entschieden, wo die Ernte am nächsten Tag weitergeht, um aus jeder Lage die beste und gewünschte Qualität zu erhalten.
Mit einem geschulten Blick auf den Reifezustand der Trauben, die Mostgewichte, die Charakteristiken der einzelnen Lagen, die Rebsorten und zu guter letzt einen der unberechenbarsten Faktoren: das Wetter, muss entschieden werden, wann welcher Weinberg geerntet werden muss.
Das Zusammenspiel aus Außenwirtschaft und Keller kommt hier sehr zum Tragen, denn es reicht nicht einfach, die reifsten Trauben zu ernten. Meist muss schon vor der Ernte entschieden werden, zu welchem Wein die Ernte des nächsten Tages veredelt werden soll.
Die unterschiedlichen Weine unseres Sortiments stellen verschiedene Anforderungen an das Lesegut: besonders die Prädikats- und Lagenweine müssen die Anforderungen an Lage und Mostgewicht erfüllen. Auch zwischen trockenen und lieblichen Weinen wird unterschieden. Denn für beides werden verschiedene Charakteristiken benötigt. Trockene Weine sind besonders ehrlich und offenbaren durch den geringen
Zuckergehalt, jede Nuance. Deswegen werden hier besonders gesunde und physiologisch reife Trauben verwendet.
Lese ist nicht gleich Lese und meistens wird ein Weinberg im Herbst mehr als nur einmal besucht. Bei der Vorlese werden nur die bereits überreifen Trauben geerntet, um den restlichen Trauben die Zeit für eine höhere Reife zu geben. Danach folgt die Hauptlese, bei der dann alle Trauben von den Stöcken genommen werden. Je nach Reife und Fäulnis wird hier bereits in zwei verschiedene Eimer gelesen, um die grünen von den faulen Trauben zu trennen.
Die Mosel ist weltbekannt für ihre steilen Hänge mit einem hohen Schieferanteil. Diese Hänge mit Steigungen bis zu 75% machen besondere Hilfsmittel erforderlich, um die Ernte meistern zu können. Festes Schuhwerk ist hier ein absolutes Muss, aber auch die Eimer werden mit speziellen Konstruktionen versehen, damit sie im Steilhang stehen bleiben. Im Weinberg werden die Trauben aus den Eimern in Bütten gesammelt, die auf einem durch ein Drahtseil gesicherten Schlitten durch den Weinberg gezogen werden. Am oberen Ende steht unser Unimog mit einem Kranarm, der die vollen Bütten auf den Anhänger hievt. Diese Art des Transports hat vor allem ein Ziel: eine möglichst geringe mechanische Belastung der Trauben bis zur Pressung, denn jede Belastung führt bspw. zur Freisetzung von Stoffen aus dem Stielgerüst, die sich negativ auf den Geschmack des Weins auswirken können.
Von hier aus geht die Reise der Trauben ins Weingut. Ab hier beginnt die Arbeit der Kellermannschaft. Zur weiteren Verarbeitung der Trauben stehen Kelter und eine Traubenmühle bereit. Mit einem Kran werden die Bütten auf die Mühle geladen, von wo aus es per Schwerkraft in die Kelter geht. Erst hier im Mahlwerk werden die Schalen der Beeren sanft aufgebrochen, um die Saftextraktion zu verbessern.
Die roten Spätburgundertrauben, die zu Rotwein verarbeitet werden, benötigen eine gesonderte Verarbeitung, denn die rote Farbe stammt nicht aus dem Saft der Traube, sondern ist in der Schale gebunden. Um diese Farbe zu extrahieren, müssen die Trauben im Ganzen als Maische für einige Tage gären. Erst danach können diese gekeltert werden.
Die Kelter presst den gesamten Saft aus den Trauben heraus, bis nur noch ein trockener Trester übrig bleibt. Der gesamte Most wird unter der Kelter aufgefangen und direkt in Kühlwannen gepumpt, um die Aromastoffe zu bewahren und eine verfrühte Gärung zu verhindern. Hier lässt sich eine erste Kostprobe nehmen, bei der der Most zeigt, was in ihm steckt.
Nicht alle Trauben werden in den großen Keltern verarbeitet. Die Auslesen und höhere Prädikate bedürfen mehr Handarbeit, um ihnen das flüssige Gold zu entlocken.
Dazu werden die Trauben nochmals per Hand sortiert, bis nur noch Beeren die eher Rosinen gleichen übrig bleiben, die dann in einer kleinen Spezialkelter über Nacht ausgepresst werden. Die Ausbeute ist meist sehr klein, aber dafür umso wertvoller.
2024 Das Jahr für die Reben
Das Jahr 2024 stellte uns vor viele Herausforderungen. Ein ungewöhnlich warmes Frühjahr sorgte für einen frühen Austrieb der Reben, doch Ende April wurden wir von einem Spätfrost überrascht, der in den betroffenen Lagen große Schäden hinterließ. Kurze Zeit später brachte Anfang Mai ein Hagelschauer weitere Rückschläge.
Der gesamte darauf folgende Sommer war kühl und von viel Regen geprägt, was den gesamten Wachstumszyklus der Reben und Trauben verlangsamte. Zum Glück brachte der September wettertechnische Besserung. Trotzdem wurde bereits Mitte Oktober der durchschnittliche Jahresniederschlag eines normalen Jahres erreicht, was die wettertechnischen Herausforderungen in dieser Vegetationsperiode widerspiegelt. Auch die Traubenlese, welche wir beim Riesling Anfang Oktober begannen, musste immer wieder unterbrochen werden. Die aufkommenden Regenfälle drohten unsere Ernte zu verwässern. Die letzten Trauben ernteten wir am 25. Oktober nach rund vier Wochen Lese.
Trotz der Wetterkapriolen sind wir zufrieden mit der Qualität unserer Trauben. Sie waren schmackhaft und extraktreich, auch wenn die ganz großen Spitzen im Auslesebereich in diesem Jahr ausgeblieben sind. Durch Frost, Hagel und das schlechte Wetter und dessen Folgen mussten wir einen Ertragsrückgang von rund 30 % im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Aber die Weine, die wir in den Keller gebracht haben, versprechen dennoch oder gerade deshalb eine gute Qualität.
Das Jahr 2024 hat uns einiges abverlangt, doch es zeigt einmal mehr, wie wichtig Geduld und Hingabe im Weinbau sind. Trotz aller Herausforderungen bleibt unsere Leidenschaft für den Wein und unsere Reben ungebrochen – und wir freuen uns darauf, Ihnen nächstes Jahr besondere Weine aus dem Jahrgang 2024 anbieten zu können.
2023 Der Jahrgang
Das Weinjahr 2023 an der Mosel war geprägt von einer verkürzten, aber intensiven Lesezeit, die insbesondere den Riesling in den Vordergrund rückte. Unsere Rebstöcke meisterten die extremen Wetterbedingungen des Jahres mit bemerkenswerter Anpassungsfähigkeit. Der heiße und trockene Sommer, vor allem im Juni, führte zunächst zu Trockenstress und vereinzeltem Sonnenbrand an den Trauben. Doch der ergiebige Regen Ende Juli brachte die dringend benötigte Erholung. Im September beschleunigten die warmen Nächte des goldenen Herbstes die Reife der Trauben, was letztlich zu einem hervorragenden Gleichgewicht von Säure und Süße führte – besonders bei unseren Rieslingen, die sich optimal entwickelten.
Der Jahrgang 2023 hat opulente Weine hervorgebracht, die sowohl Kraft als auch Volumen zeigen, ohne dabei die typische Filigranität im Kabinett-Prädikat zu missen. Die feine Säurestruktur verleiht den Weinen Lebendigkeit und unterstützt ihre außergewöhnliche Lagerfähigkeit. Besonders Liebhaber von lieblichen Weinen dürfen sich auf diesen Jahrgang freuen, da wir seit langer Zeit wieder unsere Bestände der Beerenauslesen auffüllen konnten. Aber auch bei den Spätlesen zeigt sich die beeindruckende Opulenz des Jahrgangs.
Wir sind äußerst zufrieden mit der Entwicklung unserer Weine und den Erfolgen, die diese bereits erzielt haben. In der Jahresauswahlprobe der Moselweinwerbung konnte unser 2023 Graacher Domprobst Kabinett trocken (2304) einen hervorragenden 2. Platz in der Kategorie Riesling Kabinett trocken belegen. Beim renommierten Mosel-CUP der Gourmetwelten 2024, der internationale Spitzenbetriebe und Newcomer zusammenbrachte, schafften es gleich 3 unserer Weine in die TOP 20 ihrer jeweiligen Kategorien. Besonders stolz sind wir auf den 3. Platz unserer 2023 Graacher Himmelreich Spätlese** (2321), während auch die 2023er Spätlese feinherb aus dem Domprobst (2313) unter die TOP 20 gewählt wurde.
Auch auf Landesebene wurde die Qualität unserer Weine honoriert: Von den 18 eingereichten Weinen wurden 16 mit der goldenen Kammerpreismünze ausgezeichnet. Im November 2024 freuen wir uns auf die erneute Verleihung des Staatsehrenpreises der Landwirtschaftskammer, der unsere langjährige Arbeit und den Erfolg dieses herausragenden Jahrgangs krönt.
Das Weinjahr 2023 zeigt eindrucksvoll, wie unser Weingut den Herausforderungen der Natur begegnet und dabei Weine von höchster Qualität hervorbringt, die Ihnen noch viele Jahre Freude bereiten werden.
Graacher Domprobst Riesling Kabinett trocken
Der kräftigere, bodenständigere Kabinettwein. Der tonschieferhaltige Boden gibt dem Wein Tiefe und einen eigenen Charakter. Mit diesem unkomplizierten Kabinett liegen Sie nie verkehrt.
Graacher Himmelreich Riesling Spätlese**
Wie eine noch etwas fülligere Matrone kommt diese Spätlese aus noch reiferen Trauben daher. Trotzdem hat sie ihre tänzerische Eleganz nicht verloren. Süße spielt mit Säure und lässt einen nicht satt werden von dem Wein.
Graacher Domprobst Riesling Spätlese* feinherb
Komplexer, körperreicher Wein mit dominierenden Zitrusfruchtaromen, setzt sich hinsichtlich Kräftigkeit und Aromatik vom Kabinett ab